Interfriesische Erklärung

Unter Berücksichtigung der gemeinsamen Geschichte der drei Frieslande, in Anerkennung des Willens der Friesen über staatliche Grenzen hinweg, in einem gemeinsamen Europa ihre eigene Sprache und Kultur und somit ihre Identität auch in Zukunft zu erhalten, im Bewusstsein, dass das Bekenntnis zum friesischen Volk frei ist, unter Berücksichtigung, dass in Westfriesland, Nordfriesland und im Saterland die friesische Sprache sowie in Ostfriesland das Niederdeutsche im Mittelpunkt der kulturellen Arbeit steht, in Übereinstimmung mit dem Rahmenübereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und unter Berufung auf das Friesische Manifest aus dem Jahre 1955, erklären wir im Interfriesischen Rat vertretenen Friesen:

Wir gehören mehr als einem Staat an, fühlen uns aber über alles Trennende hinweg als Angehörige eines Volkes, gewohnt und gewillt, unsere eigene Sprache zu pflegen und auszubauen.


Wir wollen unsere Sprache, die für uns identitätsstiftend ist, fördern und ausbauen. Wir appellieren an alle staatlichen und öffentlichen Stellen, besonders an Kindergarten, Schule, Kirche, Landschaften, öffentliche Verwaltung und Vereine sowie an die Medien, uns bei unserem Bestreben nach Förderung unserer Sprache zu unterstützen.


Wir fördern und pflegen unsere gemeinsame friesische Kultur, die mit unserer eigenen Sprache verbunden ist. Im Sinne der Sprachencharta und der Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten fordern wir die Bundesrepublik Deutschland und das Königreich der Niederlande auf, die Arbeit unserer friesischen Institutionen, Einrichtungen und Verbände so zu fördern, dass wir Friesen eine dem europäischen Standard entsprechende Unterstützung erhalten. Wir Friesen in Nord- Ost- und Westfriesland wollen einander bei friesischen Angelegenheiten helfen und unterstützen.


Wir wollen die Zusammenarbeit verstärken, um die eigene Sprache, Kultur, Wissenschaft, Schrifttum und alles schöpferische Streben zu fördern, damit die sprachliche und kulturelle Vielfalt in den Frieslanden und in Europa auch im Sinne der UNESCO – Konventionen gestärkt wird.


Unsere Arbeit ist begründet in dem Bewusstsein, dass wir in den drei Frieslanden mit Menschen zusammenleben, die sich nach Herkunft, Sprache oder aus anderen Gründen nicht als Friesen verstehen. Dieses Zusammenleben erfordert gegenseitige Achtung und Toleranz, die wir Friesen anstreben. Nach unserer Überzeugung leisten wir damit auch einen Beitrag zum Frieden in unserem Teil der Welt.


Angenommen am 5. Mai 2006, auf der Mitgliederversammlung des Interfriesischen Rates, in der Nordseeakademie in Leck, Nordfriesland.